Cananas Reise- & Ausbildungstagebuch vom Jungpferd zum Reitpferd

Cananas Reise  

Ausbildungstagebuch vom Jungpferd zum Reitpferd

In diesem Blog nehmen wir euch mit auf eine Reise der Jungpferdeausbildung der P.R.E Stute Canana.

Canana gehört seit Oktober 2023 zu Penelope, die mich im Juni 2023 gebeten hat, ihr bei der Suche eines Nachwuchspferdes behilflich zu sein, nachdem sie einen schmerzlichen Verlust ihres ersten Pferdes, einer Island-Stute, erlitten hatte.

Ihr könnt diese Reise in Text und Bild in diesem Blogg verfolgen. Auf unserem YouTube Kanal stellen wir euch Videos dazu zu Verfügung.

Farblich heben wir den Text ab: wenn Sandra schreibt, nehmen wir den braunen Ton, wenn Penelope schreibt, nehmen wir die weißeTextfarbe. 

Viel Spaß beim Lesen ! Sandra & Penny

 


                                                Canana, Penny & Sandra, Oktober 2023

                                                    Foto: Mira Mauer

Oktober 2023

Wartezeit und die ersten Tage 

Ist die Entscheidung dann für ein bestimmtes Pferd gefallen, kommen einige organisatorische Dinge auf den neuen Pferdebesitzer zu. Ankaufsuntersuchung, Transport, je nachdem auch der passende neue Stall oder auch Vorbereitungen im vorhandenen Stall, so daß das neue Familienmitglied, möglichst ab dem ersten Tag der Ankunft, gut aufgenommen werden kann. 

Die Entscheidung war gefallen und nun hieß es, Zeit mit organisatorischen Dingen zu verbringen, zu warten und die Aufregung zu zügeln, bis es dann endlich so weit war und Canana vom Hänger stieg:

Wunderschöne große braune Augen schauten mich an und die aufgeregt bebenden Nüstern zogen das erste Mal meinen Geruch ein. Sie folte mir, ließ sich führen ohne zu springen oder rennen, dennoch spürte ich ihre Aufregung, ihre Energie. Ich machte eine kleine Runde auf dem Reitplatz, versuchte sie anzuhalten – was erstaunlicherweise gelang und einigermaßen das auf der Position neben mir zu halten.

Dann ließ ich sie laufen. In mächtigen Sprüngen entlud sich ein Teil der aufgestauten Energie ihrer Aufregung, ihrer Angst. Ich war beeindruckt von ihrem enormen Gangvermögen und gleichzeitig erschrocken über die ungebündelte Kraft, die zu erkennen war. In der Nähe anderer Pferde wurde sie ein wenig ruhiger und ließ sich schließlich auch wieder an den Strick nehmen. Von da aus brachte ich sie in ihren abgetrennten Paddockbereich unseres Stalls, wo ich in ihrer Nähe blieb und versuchte, Kontakt mit ihr aufzunehmen. Doch sie wich aus, zuckte zurück und selbst die mitgebrachten Äpfel und Möhren beschnupperte sie nur mit Abstand.

Am nächsten Tag kam ich auf dem Hof an und meine große Tochter war schon da.

 

                                                                        Wilma & Canana
 

Wilma stand bei Canana im Paddock und kraulte sie und Canana genoss sichtlich die Berührung – ein Bild, welches einen Tag zuvor nicht vorstellbar war und ein Geschenk an meine pferdeverrückte Wilma!

 

                                                                            Holle & Canana

Seitdem sind weitere 3 Tage vergangen und es ist spürbar wie die ersten kleinen Keimlinge unserer Beziehung wachsen. Am dritten Tag lag sie im Stall und wälzte sich auf dem Platz an meiner Hand, um dann in großen Bucklern und Sprüngen und mit lauten aufgeregten Geräuschen an meiner Hand herumzuspringen – eine Tatsache, die mir in der Nacht einigen Schlaf raubte: habe ich mir da zu viel zugetraut? So ein junges Pferd? Ist das gefährlich?

Ich berichtete Sandra davon „immer schön vorwärts abwärts denken“ war ihr Rat. Ich solle Canana schnell zeigen, dass sie Energie loswerden darf – dies aber in Verbindung mit Arbeit mit mir. Am vierten Tag wagte ich also mit Herzklopfen einen Longenversuch. Ich rechnete mit Losreissen, Steigen und Chaos. Doch nach ein paar aufgeregten Hopsern trabte sie um mich herum und ließ sich nur von meiner eigenen Energie sogar im Tempo variieren. Ich war unglaublich berührt und hatte buchtstäblich Tränen in den Augen. „Da hast du aber schon ganz viel bekommen“ waren Sandras Worte auf meinen Bericht.

Meinen obligatorisch mitgebrachten Äpfel und Möhren beschnupperte Canana eingehend, auch meinen Mund mit dem ich gerade noch ein Stück Apfel kaute. Doch sie rührte die Leckereien nicht an. Am vierten Tag dann war es so weit, nach einer erneuten Longenrunde streckte ich meine Hand mit Karotte aus, sie schnupperte und nahm sie vorsichtig auf. Dieser kleine Moment hat mich sehr berührt. So eine kleine Geste, in der sich unsere Annäherung zeigt. Ich konnte sehen, dass Canana in kleinen Schritten bereit ist, sich auf mich einzulassen und ganz wortwörtlich etwas von mir in sich aufzunehmen bereit war.

Juni 2023

Die Pferdesuche

Die Suche nach einem (neuen) Pferd ist eine sehr aufregende und spannende Zeit. Der Markt ist voll mit Pferden und dennoch sucht man nach diesem einen und ganz besonderen Puzzelstück, daß genau in die eigene Situation und zu den eigenen Wünschen passen soll. Viele Kriterien wie Alter, Größe, Geschlecht, Körperbau, Eignung, Vorerfahrungen usw wollen nicht zu letzt auch mit dem Preis, bzw dem sogenannten Gefühl und Verstand abgeglichen werden.

Die Suche nach einem neuen Pferd ist ein eigener Abschnitt meiner Reise. Auch, wenn ich schon einige Anforderungen und Vorstellungen hatte, die mein neues Pferd mitbringen sollte (stimmiger, kompakter Körper, eine natürliche Versammlungsfähigkeit und geschmeidige Gänge, tragfähiger, kräftiger Rücken, einen freundlichen und gelassenen Charakter) war es schwieriger als gedacht, diese zu finden.

Auch, aus den kleinen Texten oder Bildern der Anzeigen, ein umfassendes Bild des angebotenen Pferdes zu erkennen, fiel mir zu Beginn nicht leicht. Bei genauerer Recherche, Sichtung vieler Videos und Dank Sandras Beratung zeigten sich dann trotz eines anfänglichen guten Eindrucks doch ein paar Schwierigeiten.

Da gab es eine hübsche, junge Falbstute, die als lernwillig, freundlich und sensibel beschrieben wurde. Bei Sichtung eines Videos zeigte sich, dass sich das zarte, feingliedrige Pferd trotz der ruhigen Reiterin nervös zeigte und hinter dem Zügel verkroch. Hier war schnell klar, dass dieses Pferd meine Fähigkeiten übersteigen würde und vor allem absolut entgegengesetzt zu meinem Wunsch nach einem gelassenen Pferd steht.

Ein anderes Pferd wurde erstaunlich günstig verkauft. Es sei aktuell nicht viel bewegt worden und habe „noch wenig Muskulatur“, ein unauffälliger Röntgenbefund liege vor. Hier zeigten die Videos ein lahmendes Pferd, welches in der Hüfte einknickte. Das kam natürlich nicht in Frage.

Eine andere Stute hatte durch ihr wunderschönes Gesicht und die tolle Beschreibung mein Interesse geweckt, ich fuhr hin, ritt Probe und war sehr angetan. Sie war gelassen, trotz ihres jungen Alters bemüht und unglaublich bequem zu sitzen. Nach dem Besuch bei ihr schaute ich mit Sandra das Video meines Proberittes an und wurde ein wenig ernüchtert. Was Sandra sagte, konnte ich (leider) absolut nachvollziehen und sah es genauso- dieses Pferd war einfach zu zart und feingliedrig für mich.

Außerdem war die weiche Fesselung zwar ein Grund für die weichen Gänge, in Kombination mit der eher ungünstigen Passung von meiner Statur mit der des Pferdes aber auch sehr anfällig. Die Entscheidung gegen diese hübsche Stute war gefallen und ich war sehr dankbar, dass Sandra die Rolle des Verstandes übernahm. Denn ich war schnell mit dem Herzen dabei und empfand es als schwierig, Pferden eine „Absage“ zu erteilen, deren Besitzer mit viel Geduld und Ehrlichkeit all meine Fragen beantworteten – irgendwie waren sie mir ans Herz gewachsen.

So auch bei einem anderen Pferd, deren Besitzer das Pferd selbst nicht reiten konnten und es von einer insolvent gegangenen Vorbesitzerin übernahmen und nun auf der Suche nach einem Bestplatz waren. Wäre ich alleine gewesen, hätte ich überlegt. Doch in meiner Situation mit drei Kindern und als Einstellerin in einem Stall, wo viele Menschen mit dem Pferd umgehen, ist ein Pferd mit großer Schreckhaftigkeit, schlechten Vorerfahrungen, Angst vor Gerten oder Problemen beim Halftern einfach nicht das Richtige.

Doch irgendwann war es dann soweit. Ich bekam Videos und Bilder von Canana und war vom ersten Augenblick begeistert von ihr.

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